Glossar:Cantus
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Geschichte

Ursprünge europäischer Studentenlieder waren eine gewisse Zahl von lateinischen Gedichten und Liedern, die wohl von akademisch gebildeten Menschen in Klöstern oder an Bischofshöfen verfasst wurden und die durch die in ihnen zum Ausdruck gebrachte Lebensfreude thematisch den Studentenliedern nahestehen.

Im 18. Jahrhundert werden in Deutschland Studentenlieder als solche greifbar. Dabei werden auch alte lateinische Textspuren aus dem Mittelalter wieder sichtbar. Diese frühen, meist mündlich überlieferten und oft improvisierten Lieder haben einfache Texte und eingängige Melodien.

Im Druck erschienen Studentenlieder zum ersten Mal im Jahre 1781. In diesem Jahr gab Christian Wilhelm Kindleben sein Buch Studentenlieder – Aus den hinterlassenen Papieren eines unglücklichen Philosophen, Florido genannt, gesammlet und verbessert von C. W. K. heraus. Es enthält 64 Lieder, von denen die meisten heute vergessen sind. Kindleben hatte diese Lieder gesammelt, bearbeitet und kommentiert. In diesem Buch veröffentlichte Kindleben auch die heute gebräuchliche Fassung von Gaudeamus igitur. Dieses Lied ist heute international verbreitet und gilt als das älteste und bekannteste Studentenlied der Welt.

Quelle: Wikipedia, Artikel: Studentenlied, abgerufen am 31.12.2014.

Cantus

AH Hammer hat sein ganzes Liedgut in Form von CD’s zur Verfügung gestellt. Die CD ist vergriffen, jedoch sind sämtliche Cantus (Text als PDF und Melodie als MP3) online im öffentlichen Bereich hier abrufbar. Cantusliste_AH_Hammer.doc

Burschenprüfung

Am Burschenexamen muss der Kandidat die vom Komitee in Zusammenarbeit mit dem Cantusmagister festgelegten Cantus auswendig beherrschen (40-60 Cantus).

Besonders wichtige Lieder (VIK)

Couleurstrophe

Das Farbenlied der AV Steinacher. Nach Melodie von “Strömt herbei ihr Völkerscharen”. Eine Auswahl weiterer Couleurstrophen findet sich hier: Farbenstrophen.

Nationalhymne der Schweiz

Der Schweizer Psalm von Alberich Zwyssig, der ebenfalls im Hammer Cantusprügel abgedruckt ist.

Melodie_Schweizer_Psalm.mp3

Schweizer_Psalm_Strophe1.mp3

Schweizer_Psalm_Strophe2.mp3

Schweizer_Psalm_Strophe3.mp3

Schweizer_Psalm_Strophe4.mp3

Der Riesenkampf

Die “Hymne” des Schw.StV, Melodie: P.A. Zwyssig, Text: J.B. Ulrich: Verbands-_und_Zentralvereinslieder

Weitere Cantus - Melodien

Ausgewählte Lieder von der CD "Zapfenstreich für Sem - Gewidmet Brigadier Erhard Semadeni von Couleurbrüdern, Freunden und Kameraden" sowie weitere gern gesungene Lieder.
Cantus CD GV Rusana
Ausgewählte Lieder von der CD: Über tausend Jahre jung... Die Regensburger Domspatzen singen [...] Burschenlieder [...].

Cantus, die nicht im Hammer Cantusprügel verzeichnet sind - Texte

Als die Römer frech geworden

Text: Josef Viktor Scheffel

1. Als die Römer frech geworden, sim serim sim sim sim sim, zogen sie nach Deutschlands Norden, sim serim sim sim sim sim, vorne mit Trompetenschall, te rä tä tä tä te rä, ritt der Generalfeldmarschall, te rä tä tä tä te rä, Herr Quintilius Varus,

Refrain: Wau, wau, wau, wau, wau, Herr Quintilius Varus, |: Schnäde räng täng :| Schnäde räng täng, de räng täng täng

2. In dem Teutoburger Walde, huh! Wie pfiff der Wind so kalte, Raben flogen durch die Luft, und es war ein Moderduft, wie von Blut und Leichen. Ref.

3. Plötzlich aus des Waldes Duster brachen krampfhaft die Cherusker, mit Gott für König und Vaterland stürtzten sie sich wutentbrand auf die Legionen. Ref.

4. Weh! das ward ein großes Morden, sie schlugen die Kohorten; nur die römsche Reiterei rettete sich in das Frei’, denn sie war zu Pferde. Ref.

5. O! Quintili, armer Feldherr! Dachtest Du, daß so die Welt wär? Er geriet in einen Sumpf, verlor zwei Stiefel und einen Strumpf und blieb elend stecken. Ref.

6. Da sprach er voll Ärgernussen zum Centurio Titiussen: “Kamerad, zeuch Dein Schwert hervor und von hinten mich durchbohr, weil doch alles futsch ist!” Ref.

7. In dem armen römischen Heere Diente auch als Volontaire Scävola, ein Rechtskandidat, Den man schnöd’ gefangen hat, Wie die andern alle. Ref.

8. Diesem ist es schlimm ergangen, eh’ daß man ihn aufgehangen, stach man ihm durch Zung’ und Herz, nagelte ihn hinterwärts auf sein corpus iuris. Ref.

9. Als das Morden war zu Ende, rieb Fürst Hermann sich die Hände, und um sich noch mehr zu freu’n, lud er die Cherusker ein zu ‘nem großen Frühstück. Ref.

10. Wild gab’s und westfäl’schen Schinken, Bier, soviel man wollte trinken. Auch im Zechen blieb er Held, doch auch seine Frau Thusneld, trank walkürenmäßig. Ref.

11. Nur in Rom war man nicht heiter, sondern kaufte Trauerkleider; grade als beim Mittagsmahl Augustus saß im Kaisersaal, kam die Trauerbotschaft. Ref.

12. Erst blieb ihm vor jähem Schrecken ein Stück Pfau im Halse stecken, dann geriet er außer sich “Varus, Varus, schäme Dich, Redde legiones!” Ref.

13. Sein deutscher Sklave, Schmidt geheißen, dacht: Ihn soll das Mäusle beißen, wenn er je sie wieder kriegt, denn wer einmal tot da liegt, wird nicht mehr lebendig. Ref.

14. Neunzehnhundert Jahr’ verflossen, seit hier Römer Blut vergossen, das uns Knechtschaft zugedacht. Hermanns Denkmal hält nun Wacht Deutscher Kraft und Stärke. Ref.

14.1. (Zusatz) Und zu Ehren der Geschichten tat ein Denkmal man errichten, Deutschlands Kraft und Einigkeit kündet es jetzt weit und breit: “Mögen sie nur kommen!” Ref.

15. Um des Denkmals Glanz zu mehren lasst uns seinen Schöpfer ehren! Deinen Namen trag die Bank Bandel, die wir Dir zum Dank und zur Ehr’ erbauten. Ref.

Bekränzt mit Laub

Rheinweinlied, Text: Matthias Claudius, Melodie: Johann André

1. Bekränzt mit Laub den lieben, vollen Becher

|: Und trinkt ihn fröhlich leer! :|

In ganz Europia, ihr Herren Zecher,

|: Ist solch ein Wein nicht mehr. :|

2. Er kommt nicht her aus Ungarn noch aus Polen

|: Noch wo man Franzmänn’sch spricht, :|

Da mag Sankt Veit, der Ritter, Wein sich holen,

|: Wir holen ihn da nicht.

3. Ihn bringt das Vaterland aus seiner Fülle,

|: Wie wär’ er sonst so gut! :|

Wie wär’ er sonst so edel, wäre stille

|: Und doch voll Kraft und Mut. :|

4. Er wächst nicht überall im Deutschen Reiche,

|: Und viele Berge, hört, :|

Sind, wie die weiland Kreter, faule Bäuche

|: Und nicht der Stelle wert. :|

5. Thüringens Berge, zum Exempel, bringen

|: Gewächs, sieht aus wie Wein, :|

Ist’s aber nicht, man kann dabei nicht singen,

|: Dabei nicht fröhlich sein. :|

6. Im Erzgebirge dürft ihr auch nicht suchen,

|: Wenn Wein ihr finden wollt, :|

Das bringt nur Silbererz und Kobaltkuchen

|: Und etwas Lausegold. :|

7. Der Blocksberg ist der lange Herr Philister,

|: Er macht nur Wind, wie der, :|

Drum tanzen auch der Kuckuck und sein Küster

|: Auf ihm die kreuz und quer. :|

8. Am Rhein, am Rhein, da wachsen unsre Reben,

|: Gesegnet sei der Rhein! :|

Da wachsen sie am Ufer hin und geben

|: Uns diesen Labewein. :|

9. So trinkt ihn denn, und laßt uns allewege

|: Uns freu’n und fröhlich sein! :|

Und wüßten wir, wo jemand traurig läge,

|: Wir gäben ihm den Wein. :|

Brüder reicht die Hand zum Bunde

Das auch als Ketten-, Weihe- oder Bundeslied bezeichnete Lied „Brüder reicht die Hand zum Bunde“ wurde ursprünglich Wolfgang Amadeus Mozart zugeschrieben und wird u. a. in Kreisen von Freimaurern und Verbindungsstudenten gesungen. Die Melodie des Liedes wird seit 1946 als Österreichische Bundeshymne verwendet.
Melodie: möglicherweise W. A. Mozart 1756-1791, aber ungeklärt, Text: J.G. Hientzsch 1787-1856

1. Brüder, reicht die Hand zum Bunde!

Diese schöne Feierstunde

Führ uns hin zu lichten Höhn!

Laßt, was irdisch ist, entfliehen,

Unsrer Freundschaft Harmonien

|: Dauern ewig, fest und schön. :|

2. Preis und Dank dem Weltenmeister,

Der die Herzen, der die Geister

Für ein ewig Wirken schuf!

Licht und Recht und Tugend schaffen

Durch der Wahrheit heil’ge Waffen,

|: Sei uns göttlicher Beruf. :|

3. Ihr, auf diesem Stern die Besten,

Menschen all im Ost und Westen

Wie im Süden und im Nord!

Wahrheit suchen, Tugend üben,

Gott und Menschen herzlich lieben,

|: Das sei unser Lösungswort. :|

Das war der Zwerg Perkeo

Melodie: Stefan Gruwe, Text: Josef Viktor Scheffel

1. Das war der Zwerg Perkeo im Heidelberger Schloss, an Wuchse klein und winzig, an Durste riesengross. Man schalt ihn einen Narren, er dachte: “Liebe Leut, |: wärt ihr wie ich doch alle feucht-fröhlich und gescheut! :|

2. Und als das Fass, das große, mit Wein bestellet war, da ward sein künftger Standpunkt dem Zwerge vollig klar. “Fahr wohl”, sprach er, “o Welt, du Katzenjammertal, |: was sie auf dir hantieren, ist wurst mir und egal. :|

3. Um lederne Ideen rauft man manch heißen Kampf, es ist im Grund doch alles nur Nebel, Rauch und Dampf! Die Wahrheit liegt im Weine. Beim Weinschlürf sonder End |: erklär ich alter Narre fortan mich permanent. :|

4. Perkeo stieg zum Keller; er kam nicht mehr herfür und sog bei fünfzehn Jahre am rhein’schen Malvasier. War’s drunten auch stichdunkel, ihm strahlte inneres Licht, |: und wankten auch die Beine, er trank und murrte nicht. :|

5. Als er zum Fass gestiegen, stand’s wohlgefüllt und schwer, doch als er kam zu sterben, klang’s ausgesaugt und leer. Da sprach er fromm: “Nun preiset, ihr Leute, des Herren Macht, |: die in mir schwachem Knirpse so Starkes hat vollbracht.” :|

6. Wie es dem kleinen David gegen Goliath einst gelang, also ich arm Gezwerge den Riesen Durst bezwang. Nun singt ein de profundis, dass das Gewölb erdröhnt, |: das Fass steht auf der Neige, ich falle sieggekrönt.” :|

7. Perkeo ward begraben - um seine Kellergruft beim leeren Riesenfasse weht heut noch feuchte Luft. Und wer als frommer Pilger frühmorgens ihr genaht: |: Weh ihm! Als Weinvertilger durchtobt er nachts die Stadt! :|

Es leben die Studenten


1. Es leben die Studenten stets in den Tag hinein, wärn wir der Welt Regenten, sollt immer Festtag sein;

Refrain: |: Fürwahr, fürwahr, das ist ja sonderbar! :|

Jup jup jup fidirallalla, die Mädchen sind zum Küssen da!

Jup jup jup fidirallalla, zum Küssen sind sie da!

|: Fürwahr, fürwahr, das ist ja sonderbar! :|

2. Wir jubeln, singen, trinken wohl durch die ganze Nacht, so lang die Sterne blinken, wird an kein Rast gedacht; Ref.

3. Doch sind gar leer die Taschen, dann ziehen wir nach Haus, man lebt bei leeren Flaschen nicht gut in Saus und Braus; Ref.

4. Nun, aber sagt, ihr Leute, wie mag es wohl geschehen, dass gestern, morgen, heute wir stets zum Trinken gehen? Ref.

5. Das kommt, ich will’s euch sagen, nur vom Studieren her. Wer will sich damit plagen! - Das Bier behagt uns mehr! Ref.

6. Drum leben wir Studenten stets in den Tag hinein, wärn wir der Welt Regenten, sollt immer Festtag sein; Ref.

Ich hab mich ergeben

Melodie des 1819 entstandenen burschenschaftlichen Liedes “Wir hatten gebauet ein stattliches Haus” von August Daniel von Binzer, Text: Hans Ferdinand Maßmann, 1820
Die dritte Strophe wird wegen ihres konfessionellen Bekenntnisses zu Martin Luther häufig ausgelassen, so auch im Allgemeinen Deutschen Kommersbuch.


1. Ich hab mich ergeben mit Herz und mit Hand, dir Land voll Lieb’ und Leben mein deutsches Vaterland!

2. Mein Herz ist entglommen, dir treu zugewandt, du Land der Frei’n und Frommen, du herrlich Hermannsland!

3. Du Land, reich an Ruhme, wo Luther erstand, für deines Volkes Tume reich ich mein Herz und Hand!

4. Ach Gott, tu erheben mein jung Herzensblut zu frischem freud’gem Leben, zu freiem frommem Mut!

5. Will halten und glauben an Gott fromm und frei will Vaterland dir bleiben auf ewig fest und treu.

6. Lass Kraft mich erwerben in Herz und in Hand, zu leben und zu sterben fürs heil’ge Vaterland!

Ich hatt' einen Kameraden (Der gute Kamerad)

Melodie: Friedrich Silcher, Text: Ludwig Uhland
“Der gute Kamerad” ist Bestandteil eines Begräbnisses mit militärischen Ehren und wird bei militärischen Trauerfeiern der dt. Bundeswehr und anderen Armeen gespielt, so auch bei militärischen Bestattungen in der Schweizer Armee (vgl. Reglement 51.340 d Der Umgang mit Fahnen, Standarten und Fanions, Fahnenreglement)


1. Ich hatt’ einen Kameraden,

Einen bessern findst du nit.

Die Trommel schlug zum Streite,

Er ging an meiner Seite

In gleichem Schritt und Tritt.

2. Eine Kugel kam geflogen,

Gilt’s mir oder gilt es dir?

Ihn hat es weggerissen,

Er liegt mir vor den Füßen,

Als wär’s ein Stück von mir.

3. Will mir die Hand noch reichen,

Derweil ich eben lad.

Kann dir die Hand nicht geben,

Bleib du im ew’gen Leben

Mein guter Kamerad!

Meum est propositum

Text: vom mittelalterlichen Dichter Archipoeta, der das Lied vermutlich um 1163 in Pavia als Beichte über sein verlottertes Leben verfasst hat. Das Lied ist in der “Carmina burana” aufgeführt und gilt heute als das älteste Studentenlied überhaupt.

Meum est propositum in taberna mori

Ubi vina proxima morientis ori.

Tunc cantabunt laetius angelorum chori:

Deus sit propitius isti potatori, isti potatori.

Deutsch: Mein Vorsatz ist es, in der Schenke zu sterben,

Wo der Wein dem Munde des Sterbenden nahe ist;

Freudiger werden dann die Chöre der Engel singen:

„Gott sei diesem Trinker, diesem Trinker gnädig.“

Nicht der Pflicht nur zu genügen

Zur Melodie von “Strömt herbei ihr Völkerscharen”

1. Nicht der Pflicht nur zu genügen was sie fordert und verlangt, nicht der Stunde nur zu leben was sie nimmt und was sie dankt. Freunde, einem stolzern Wollen gelte unser Tages Lauf. Über Sturm und über Wolken, Sonn’ entgegen trag’s uns auf.

2. Sonn’ entgegen aus des Alltags sorgendumpfen Nebelspuk, mit der Siegkraft trotzger Jugend über Not und Last und Druck. Und wenn andre töricht finden was sie uns so “träumen” sehn, Unsre Losung sei und bleibe Nie im Alltag aufzugeh’n.

3. Gib dem Menschen, was des Menschen doch lass Gott, was Gott gehört. Nicht dem Kampf nur um dein Morgen auch dir selbst sei etwas wert! Auch dir selbst, Freund, und der Jugend, die so stolz die Stirn dir schirmt und auf Feuerflügeln jauchzend, unsre Seelen aufwarts stürmt.

4. Heute drum, so lang ein froher Jugendmut uns führt zum Sieg. Heute drum heißt es entscheiden, mit wem Frieden, mit wem Krieg? Freunde, Manner laßt uns werden, die da stolz im Kampfe stehn, Furchtlos und treu, festverschworen nie im Alltag aufzugehn.

Nun leb wohl, du kleine Gasse

Melodie: Friedrich Silcher, 1853, Text: Albert Graf von Schlippenbach, 1833

1. Nun leb’ wohl, du kleine Gasse,

Nun adé, du stilles Dach!

Vater, Mutter sah’n mir traurig,

|: Und die Liebste sah mir nach. :|

2. Hier in weiter, weiter Ferne,

Wie’s mich nach der Heimat zieht!

Lustig singen die Gesellen,

|: Doch es ist ein falsches Lied. :|

3. Andre Städtchen kommen freilich,

Andre Mädchen zu Gesicht;

Ach, wohl sind es andre Mädchen,

|: Doch die eine ist es nicht. :|

4. Andre Städtchen, andre Mädchen,

Ich da mitten drin so stumm.

Andre Mädchen, andre Städtchen;

|: O wie gerne kehrt’ ich um. :|

Steh ich in finstrer Mitternacht

Text: Wilhelm Hauff, 1802-1827, Soldatenlied

1. Steh’ ich in finstrer Mitternacht so einsam auf der fernen Wacht,

|: So denk’ ich an mein fernes Lieb, ob mir mir’s auch treu und hold verblieb. :|

2. Als ich zur Fahne fort gemüßt, hat sie so herzlich mich geküsst,

|: Mit Bändern meinen Hut geschmückt und weinend mich ans Herz gedrückt. :|

3. Sie liebt mich noch, sie ist mir gut, drum bin ich froh und wohlgemut.

|: Mein Herz schlägt warm in kalter Nacht, wenn es ans treue Lieb gedacht. :|

4. Jetzt bei der Lampe mildem Schein gehst du wohl in dein Kämmerlein,

|: Und schickst dein Dankgebet zum Herrn auch für den Liebsten in der Fern. :|

5. Doch wenn du traurig bist und weinst, mich von Gefahr umrungen meinst,

|: Sei ruhig, bin in Gottes Hut, er liebt ein treu Soldatenblut. :|

6. Die Glocke schlägt, bald naht die Rund’ und löst mich ab zu dieser Stund’.

|: Schlaf wohl im stillen Kämmerlein und denk’ in deinen Träumen mein. :|

Wenn wir durch die Strassen ziehen


1. Wenn wir durch die Strassen ziehen, recht wie Bursch’ in Saus und Braus, schauen Augen, blau’ und graue, schwarz und braun aus jedem Haus, und ich lass’ die Blicke schweifen durch die Fenster hin und her, fast als wollt’ ich eine suchen, |: die (mir) die Allerliebste wär’. :|

2. Und doch weiss ich, dass die eine wohnt viel Meilen weit von mir, und doch kann ich’s Schau’n nicht lassen nach den schmucken Mädchen hier. Liebchen, wollt’ dich nicht betrüben, wenn dir ein’s die Kunde bringt, und dass dich’s nicht überrasche, |: dieses Lied ein Studio singt. :|

3. Liebchen, nicht um Goldeslohne hör’ ich auf, dir treu zu sein, nicht um eine Königskrone; ewig, ewig bleib’ ich dein! Doch das Schau´n nach hübschen Mädchen, die so freundlich nach mir seh’n, nach den Braunen, nach den Blonden, |: wirst du mir doch zugesteh’n. :|

4. Wenn wir bei den Gläsern sitzen, unser Herz das Bier erfreut, wenn die Lieder hell erklingen, sich manch Freundschaftsband erneut; dann, mein Liebchen blicke freundlich, hörst du Lied und Becherklang, dann gedenk’ ich deiner Liebe |: und dich feiert mein Gesang :|

Wer niemals einen Rausch gehabt

Melodie: Wenzel Müller, Text: Joachim Perinet, aus dem Wiener Singspiel “Das neue Sonntagskind”

1. Wer niemals einen Rausch gehabt,

|: Das ist kein rechter Mann, :|

Wer seinen Durst mit Seideln labt,

|: Fang lieber gar nicht an, :|

Da dreht sich alles um und um

|: In unserm Capitolium! :|

2. Doch zuviel trinken ist nicht gut,

|: Drei Quart sind eben recht, :|

Da steht auf einem Ohr der Hut,

|: Ist nur der Wein auch echt. :|

Trinkt unsereiner zuviel doch,

|: So find’t er nicht das Schlüsselloch. :|

3. Ein jeder Trinker lebe hoch,

|: Der bei dem vollen Glas :|

Schon oft der Arbeit hartes Joch,

|: Des Lebens Müh vergaß. :|

Der dich verschmäht, du edler Wein,

|: Der ist nicht wert, ein Mensch zu sein. :|

4. Wenn rein wie Gold das Rebenblut

|: In unsern Gläsern blinkt, :|

Sich jeder Zecher wohlgemut

|: Ein kleines Räuscherl trinkt, :|

Dann scheint die Welt mit ihrer Pracht

|: Für muntre Trinker nur gemacht. :|

5. Drum trink ich, weil ich trinken kann

|: Und mir das Weinderl schmeckt, :|

So lange, bis der Sensemann

|: Ins kühle Grab mich streckt; :|

Denn endet sich mein Lebenslauf,

|: So hört von selbst das Trinken auf. :|

Wir hatten gebauet ein stattliches Haus

Burschenschaftliches Lied, gedichtet zur Auflösung der Jenaer Urburschenschaft von August Daniel von Binzer, 1819
Älteste schriftlich fixierte Erwähnung der Farben Schwarz-Rot-Gold (Deutschland) in dieser Reihenfolge.


1. Wir hatten gebauet ein stattliches Haus, und drin auf Gott vertrauet trotz Wetter, Sturm und Graus.

2. Wir lebten so traulich, so innig, so frei, den Schlechten ward es graulich, wir lebten gar zu treu.

3. Sie lugten, sie suchten nach Trug und Verrath, verleumdeten, verfluchten die junge, grüne Saat.

4. Was Gott in uns legte, die Welt hat’s veracht’t, die Einigkeit erregte bei Guten selbst Verdacht.

5. Man schalt es Verbrechen, man täuschte sich sehr; die Form kann man zerbrechen, die Liebe nimmermehr.

6. Die Form ist zerbrochen, von außen herein, doch, was man drin gerochen war eitel Dunst und Schein.

7. Das Band ist zerschnitten, war schwarz, rot und gold, und Gott hat es gelitten, wer weiß, was er gewollt.

8. Das Haus mag zerfallen. Was hat’s dann für Noth? der Geist lebt in uns Allen, und unsre Burg ist Gott!

Wir lugen hinaus in die sonnige Welt

Text: G. H. Bienert, 1892

1. Wir lugen hinaus in die sonnige Welt allzeit mit lachenden Augen; des fahrenden Volkes durstigem Schlag mag Frohes und Freies nur taugen. Wir wandern und singen, und naht das Glück, so packen wir’s hurtig beim Kragen, |: und trinken den Wein und küssen die Maid und lassen den Eulen das Klagen. :|

2. Die Schriften der Alten studierten wir gut: Sie haben ins Schwarze getroffen, Anakreon und Horatius, die grössten der Philosophen. Drum, Alter, lass ab vom scheltenden Ton, gedenke der Söhne, der lieben, |: gedenke der Zeit, da du voreinst vielleicht es noch ärger getrieben! :|

3. Ein Weilchen nur währt’s, sind Saus und Braus vom Strudel des Lebens verschlungen: die tobenden Wogen der Jugendlust, die himmelan jauchzend gesprungen. Philister heisst man und alles ist aus; und die am tollsten gewettert, |: sind still und stumm, die Lieder verrauscht, die Becher der Freude zerschmettert. :|

4. Drum heissa, hallo und dreingehaut! Zum Teufel mit Kummer und Sorgen! Lasst kreisen das Horn, bis Hahnenschrei verkündet den kommenden Morgen! Zum Trübsalblasen kommen wir noch, wallt Blondhaar silbern dem Greise: |: Es lebe die selige Jugendzeit, Holdlieb und die launige Weise. :|

 
 
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